Kerkyra

Diesmal geht’s auf die Ionische Insel Korfu in das kleine Dorf Liapades an der Westküste. Wir haben nach etlichem Hin und Her 14 Tage im Hotel Elly Beach gebucht. Hin und Her deshalb, weil wir aufgrund der negativen Internet-Feedbacks für das 3-Sterne-Haus ein wenig unschlüssig waren. Es wurde geschimpft was das Zeug hielt: übers Essen (mies bis ungenießbar), über die Zimmer (dreckig, entlegen, Luke zu WC in Nachbarzimmer), über die Angestellten (unfreundlich), über den Chef (kümmert sich nur um seinen Porsche und seinen Mercedes).

Wie es wirklich war? Lies weiter und mach dir selbst ein Bild davon!

[…]

Knapp nach 15h stehen wir in der Schlange zur Röntgenkontrolle zwischen anderen Reisefiebrigen, Urlaubsreifen und sich Verabschiedenden, küssenden Müttern und Töchtern. Im Duty-Free-Shop ersteht mein liebster Reisebegleiter G. noch schnell ein Schnäppchen in Form eines Poloshirts, bevor wir uns schon wieder schlängeln – zum Einsteigen in unseren Ferienflieger.

 

Nach ca. einer Stunde sehen wir schon die Westküste von Korfu unter uns vorbeiziehen, bald taucht der Korisson-See unter uns auf, bald die Mäuseinsel, und schon spüren wir griechischen Boden unter uns. Die Landung in Korfu Stadt ist ein unvergleichliches Erlebnis! Man hat das Gefühl schon fast ins Meer zu tauchen bevor der Pilot auf der recht kurzen Landebahn eine Vollbremsung hinlegen muss, um den Vogel schnell zum Stehen zu bringen. Es drückt uns ganz schön in unsere Sitze, denn der ganze Vorgang vom Aufsetzen zum Stillstand dauert meiner Schätzung nach keine 5 Sekunden! Beeindruckend!

Warm und trocken strömt uns die Luft am Flughafen Ioannis Kapodistrias entgegen, erstmals schnuppern wir den Duft der Ionischen Insel.

 

Wir werden ganz exklusiv mit einem Kleinbus, ausgestattet mit Klima und Ledersitzen, nach Liapades chauffiert. Auf der Fahrt bekommen wir schon einen vagen Einblick in die Landschaft von Korfu. Sie präsentiert sich uns als grüne Insel mit unzähligen Olivenbäumen und Oleanderbüschen. Abenteuerlich wird unsere Anreise ab der Abzweigung nach Liapades. Die Straße wird hier so eng, dass man nicht glauben mag, ein Bus von der Größe des unseren käme unbeschadet durch. Später werden wir noch mehr staunen, denn sogar herkömmliche Reisebusse kutschieren dort Touristen in ihre Herbergen. So sehr sich die Straße zuvor verengt hat, so wird sie auch immer steiler. Und da taucht es endlich vor uns auf – das Meer! Eine kleine idyllische Bucht liegt uns zu Füßen! Es gefällt uns auf Anhieb!

 

In der Rezeption werden wir mit dem Notwendigsten vertraut gemacht; wo und wann es zu essen gibt, dass wir für ein Motorboot 30 % Rabatt bekommen und wo sich unser Zimmer befindet. In bester Lage, wie sich herausstellt – gerade weit genug weg von Restaurant und Rezeption, dass wir nicht durch Lärm gestört werden und nah genug, dass man für vergessene Dinge „schnell noch mal hoch laufen kann“, um es im germanischen Jargon auszudrücken. Die Aussicht ist fantastisch, das Meer breitet sich vor uns aus, nur ein wenig gefiltert von Oleanderblüten. Das hätte für alles entschädigt, aber es gibt gar nichts, wofür wir entschädigt werden müssten – das Zimmer ist perfekt: das schönste, das wir je hatten. Groß, mit riesiger Fensterfront zum Ionio Pelagos, ein Bett mit durchgehender Matratze und ein Bad ohne Loch zum Nachbarzimmer! Wenn auch das Essen seinem Ruf im Internet nicht gerecht wird, ist der Urlaub gerettet!

Der Hunger treibt uns ans Buffet und wir werden aller Unkenrufe zum Trotz ein zweites Mal angenehm überrascht. Am besten Tisch der Terrasse genießen wir nicht nur die gut zubereiteten Speisen und das griechische Bier, sondern einmal „meer“ die Aussicht! Die Sonne sinkt zwar nicht in unsere Bucht, doch verlässt sie den Tag gleich hinter dem nächsten Hügel, sodass der Himmel sich violett bis rot vor unseren Augen färbt! Einfach herrlich! Zufrieden und erleichtert, dass die Hiobsbotschaften der Vorurlauber nicht wahr geworden sind, wünschen wir uns um 2h Kali Nichta!

 

Mittwoch

Frühstück gibt’s von 8h – 10h, deshalb ist um 9h für uns Tagwache. Das „erweiterte kontinentale Frühstück“ kennen wir ja schon von vergangenen Urlauben in der griechischen Inselwelt… Warum ausgerechnet die Insulaner die Bezeichnung „kontinental“ für ihre erste Mahlzeit des Tages verwenden, bleibt uns ein Rätsel. Auf jeden Fall ist es so, wie es immer war: grausliche Wurst (eine Beleidigung für das Schwein, das dafür herhalten musste), der gleiche Käse wie letztes Jahr, Müsli, Eier, Marmelade und Zwetschkenkompott. Aber es ist ok. Solange es etwas gibt, um der Wurst auszuweichen ;-)

Gegen dünnen Kaffee haben wir wohlweislich mit Nescafé aus der Heimat vorgesorgt! Obwohl wir schon schwächeren getrunken haben…

Wir lassen uns von der neuen Aussicht aufs Meer betören – im Morgenlicht sieht’s wieder anders aus, nicht minder schön als am Abend.

 

Nach dem Petit Dejeuner packen wir unsere Badesachen zusammen, um den ersten Tag am Strand zu verbringen. Meine Rechnung über die Anzahl der Leute, die jeweils gleichzeitig am Strand sein werden, geht leider nicht auf: Nachdem das Hotel über 90 Zimmer verfügt, macht das bei Vollbuchung 180 Personen. Von diesen 180 sind 20 im Wasser, 55 auf irgendwelchen Ausflügen unterwegs, 30 im Zimmer, 20 beim Essen, 20 an der Bar, 5 auf der Toilette. Bleiben 30 Personen übrig für den Strand!

Wie gesagt, das Milchmädchen hat falsch kalkuliert… Mindestens hundertdreißig haben sich in unserer Kiesbucht getummelt! Das ergibt sich ganz einfach aus der Tatsache, dass es sich um einen öffentlich zugänglichen und keinen elitären Hotelstrand handelt. Aber wir begeben uns mit unseren sieben Sachen in die Pole-Position ans Ufer, sodass wir die Mitmenschen hinter uns und den wunderbaren Blick auf klares türkises Wasser vor uns haben. Wir sehen nur das schöne Stück Welt – wilde bizarre Felsen, die den Rahmen bilden und die unendliche Weite aufs offene Meer. Zu unserer Rechten thront hoch oben das Hotel Acapulco, das durch Stufen vom Meer aus zu erklimmen ist. Wir schwimmen durchs unerwartet kühle Wasser ein Stück zu den Treppen und werden nach der Klettertour mit einer wunderschönen Aussicht belohnt. Der Tag besteht hauptsächlich aus Schwimmen, Faulenzen und Staunen. Später, als wir schon ein wenig sonnenmüde werden, genießen wir an der Poolbar einen Frappee – einen griechischen Eiscafé. Dazu wird Nescafé mit Wasser, Zucker und Milch aufgeschäumt und mit Eiswürfeln serviert. Das Getränk lassen sie sich € 2,80 kosten, wie das Bier. Die Preise sind einheitlich. Einheitlich teuer.

 

Das Abendessen wird von griechischer Musik begleitet, und danach werden wir von vier Folkloretänzern mit Sirtaki & Co unterhalten. Dabei stellt sich heraus, dass der Hund des Hauses, eine Schäfer-Irgendwas-Promenadenmischung, ein begeisterter Fan von Volksmusik und Tanz ist. Er stellt sich mitten aufs Parkett und lauscht und schaut. Und ist den Tänzern im Weg… *g*

Eine kleine Sirtaki-Lektion für uns endet wenig erfolgreich, die Schrittkombination will uns fürs Erste nicht ganz gelingen. Dabei hätten wir sie zu einem späteren Zeitpunkt noch dringend brauchen können…

Donnerstag

Heute gibt’s Joghurt und Honig zum Frühstück! Mmmh! Ich kann also getrost die „gute“ Wurst ignorieren ;-)

Nach unserer ausgedehnten Morgenmahlzeit brechen wir zu einer Miniwanderung durch Wald und Dickicht auf. Unser Ziel ist Rovinia Beach, eine schöne Kiesbucht, die wir uns beim gestrigen Weitblick darauf ein wenig einsamer vorgestellt haben als sie sich uns jetzt präsentiert. Aber sie taugt bestens zum Faulsein, Schnorcheln und Schwimmen im eiskalten Wasser. Ja, es ist so kalt, dass es einerseits etwas länger dauert, bis man endlich drin ist, wenn man dann drin ist, will man eigentlich nur gleich wieder raus. Sehr erfrischend. Ich schätze 18°C.

Am Nachmittag sorgt eine riesige Yacht für Furore. Die EcstaSea, Heimathafen Hamilton, Cayman Islands. Groß und mächtig drängt sie sich in die Bucht, um vor Anker zu gehen. Vier Stockwerke über eine Länge von 85 Metern versperren plötzlich die Sicht aufs offene Meer. Vom Bug werden mit einem Kran 3 Jetskis ins Wasser gehievt. Seitlich am Heck öffnet sich wie von Geisterhand eine überdimensionale Klappe und zum Vorschein kommen ein ca. 10 Meter langes Beiboot und ein zweites kleineres Motorboot. Ich warte nur mehr darauf, dass James Bond irgendwo aus dem Bauch des Giganten auftaucht…

Besitzer dieses „Trumms“ ist laut nachträglichen internetten Recherchen der Russe Roman Abrahmovic, allerdings ist die EcstaSea das kleinste seiner 3! Schiffe. Wenn Geld stinken würde, hätten wir Griechenland verlassen müssen… So aber haben wir auch beim Abendessen noch eine voll beleuchtete „Burg“ vor unserer Nase, die sich permanent wie ein Mannequin hin und her dreht...

 

Freitag

Die Protz-Yacht ist weg und G. erleichtert. Ich lege endlich das Fernglas wieder beiseite.

Das Angebot beim Frühstücksbuffet wechselt alle zwei Tage. Heute ist wieder Eiertag. Dafür haben wir uns etwas Besonderes einfallen lassen ;-)

[…]

Um 18h brechen wir auf zur Busstation, die laut Aussage des Rezeptionisten in 20 Minuten zu Fuß erreichbar sein soll. Der letzte Autobus um 18h45 soll uns nach Korfu Stadt bringen, wo am Flughafen ab 20h unser fahrbarer Untersatz auf uns wartet.

Die Insel Kerkyra ist bekanntlich eine der Stationen der Irrfahrten des Odysseus. Und genau auf seíne Spuren begeben wir uns zu diesem Zeitpunkt…

[…]

Samstag

An unserem ersten Autotag wollen wir den östlichen Teil der Insel nördlich von Liapades erkunden. Bevor es losgehen kann, brauchen wir aber noch den Autoschlüssel. Aber wo ist der bloß? Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, wo ich ihn am Vorabend hingelegt habe. Wir suchen verzweifelt an allen möglichen Stellen, in allen Taschen und Säcken. Nichts! Ich bin ratlos. Hab ich ihn etwa beim Essen liegen lassen? Beim Raufgehen ausgestreut? So was von einem Blackout! Mir schwant plötzlich Böses und ich laufe zum Parkplatz. Klar, dass ich mich nicht erinnern konnte, wo ich ihn deponiert habe… Ich hab ihn überhaupt nirgends hingegeben. Ich hab ihn einfach stecken lassen… Außen. An der Fahrertür. Jetzt wissen wir, dass die Griechen ein ehrliches Völkchen sind – Gott sei Dank!

 

Wir starten zu Mittag in Richtung Paleokastritsa. Von diesem, unserem Nachbarort sehen wir uns vorerst nur den kleinen Hafen an, der allerdings wenig Spektakuläres zu bieten hat. Auf einer Korkenzieherstraße schrauben wir uns hoch hinauf nach Lakones, von wo wir eine atemberaubende Aussicht auf die berühmten Buchten von Paleokastritsa genießen.

 

Weiter geht’s durch das alte Dörfchen Krini, dessen Gassen so eng sind, dass gerade einmal ein Auto darin Platz hat. Von hier aus kommt man zum Angelokastro, zur Engelsburg, die aber leider wegen Restaurierungsarbeiten gesperrt ist, sodass wir nur einmal mehr den Blick über das prächtig gefärbte Meer schweifen lassen können.

 

Danach zieht es uns weiter nach Norden nach Sidari zum Canal d’Amour.

Seinen Namen hat diese wunderbare Sandsteinformation von einem Aberglauben, demzufolge alle Frauen, die den schmalen Wasserweg in aller Herrgottsfrüh durchschwimmen und an ihren Liebsten denken, wenig später verheiratet sind. Aufgrund der Tageszeit – es ist bereits später Nachmittag – scheint G. völlig ruhig zu sein ;-) Wie sich später herausstellt, wäre Unruhe sowieso nicht angebracht gewesen, da es sich um die falsche Einbuchtung gehandelt hat. Die „Richtige“ hätten wir ein paar hundert Meter weiter südlich gefunden… Außerdem bin ich den Wasserkanal nicht durchschwommen ;-)

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Fortsetzung folgt...

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Slowenische Küste - kurz, aber oho!

Die Slowenen haben gegenüber den küstenverwöhnten Kroaten leider den Kürzeren gezogen - genauer gesagt die Kürzere - Küste nämlich. Nur ganze 46,6 Kilometer Länge misst die gesamte Küstenlinie unseres südlichen Nachbars! Deshalb sind auch die meisten Strände, die obendrein noch recht schmal sind, ziemlich überfüllt mit Einheimischen. Aber wir haben auf unserer Erkundungstour zwischen Koper und Portoroz noch ein paar fast unentdeckte Badeplätze gefunden.

Vor allem der Abschnitt zwischen dem Städtchen Izola und dem ehemaligen Salzabbauort Strunjan birgt pittoreske Buchten, die allerdings nur per Boot oder mit gutem Schuhwerk und einigermaßen trittsicher über die steilen Klippen zu erreichen sind. Aber die Mühe zahlt sich in jedem Fall aus, denn ein atemberaubender Ausblick während des Abstiegs und glasklares Meer (fast für sich allein) sind der Lohn! Badeschuhe allerdings nicht vergessen, der felsige Boden ist nämlich nichts für zarte Fußsohlen!



Slowenien

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Unser nächster südlicher Nachbar hat "Meer". Zwar ist die slowenische Küste nicht sehr lang, aber dafür umso spektakulärer! Pitoreske Steilküsten, die den Kreidefelsen an Englands Südküste Paroli bieten, säumen die 46,6 Kilometer des Festlandes, das ans Meer grenzt.   >>

Peloponnes

Griechenland besteht nicht nur aus zahlreichen Inseln, die uns alljährlich in der Urlaubszeit die Qual der Wahl bescheren. Auch das griechische Festland hat einiges zu bieten! Der Peloponnes hat für jeden etwas. Ob Badenixen, Landschaftsfotografen oder Kulturinteressierte - die Halbinsel südlich Athens lässt keine Wünsche offen!   >>

Andalusien

Olé! Der Stier ist hier im südlichsten Teil Spaniens natürlich allgegenwärtig, sei es als hölzernes Wahrzeichen am höchsten Punkt eines Hügels oder aber als lebender Beweis in einer Stierkampfarena. Aber nicht nur die "torros" sprechen für eine Reise an die Südküste der Iberischen Halbinsel!   >>


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